Sena 10C Pro – Test des Bluetooth-Headsets mit Actionkamera

Überarbeitetes Bluetooth-Multitool von Sena zum stressfreien Aufzeichnen eurer Motorradtouren. Ohne kompliziertes Setup, grausigen Originalton, langweiliges Sichten, aufwendigen Video-Schnitt, schleppender Nachvertonung oder das nachträgliche Einspielen eurer Lieblingsmusik. Mit dem Sena 10C Pro brachten die Kommunikationsexperten eine überarbeitete Version ihres universellen Motorrad-Intercom-Headsets mit integrierter Actionkamera auf den Markt. Die Unterschiede zum Vorgänger 10C (ohne Pro) sind zwar nur klein, aber umso feiner – der Listenpreis von ursprünglich € 399,99 blieb gleich.

10C Pro QHD-Kamera
Optisch präsentiert sich das 10C Pro gegenüber seinem Vorgänger komplett schwarz, mit einem schwarzen Drehknopf und einer schwarzen Seitenblende. Der Rest blieb von außen betrachtet prinzipiell gleich und deshalb passt das Pro auch auf die Klemmeinheit des Vorgängers. Hingegen arbeitet im Inneren nun eine modernere Kamera nach QHD-Standard und nimmt Videos mit maximal 1440p mit 30 fps bzw. mit 1080p mit 30/60 fps (sprich: Full-HD) auf. Der Kamerawinkel vergrößerte sich auf 135 Grad, die Fotos auf eine Auflösung von 3,7 MegaPixel im Verhältnis 16:9. Wir empfehlen den Modus 1080p mit 60 fps, falls ihr über eine ausreichend große MicroSD-Speicherkarte mit bis zu 64 GB verfügt. Denn damit sehen die Aufnahmen etwas flüssiger aus und ihr habt die Möglichkeit, verlustfreie Zeitlupen mit halber Geschwindigkeit einzubauen. Falls ihr euer Video nachträglich stabilisieren möchtet, dann bietet euch allerdings der Modus 1440p mehr Reserven, da die fertigen Videos ohnehin meistens auf 1080p runter gerendert werden.

Insgesamt besitzt das Bild der Pro neben der höheren Auflösung, eine bessere Schärfe und einen natürlicheren Weißabgleich. Wunder darf man sich allerdings keine erwarten und so hinkt das 10C Pro in Sachen Bildqualität dem Wettbewerb sichtbar hinterher. Jetzt stellt sich vermutlich der eine oder andere die Frage, warum Sena nicht gleich eine hochwertigere 4K Kamera mit GPS, 360°-Aufnahme und einem Gimbal eingebaut hat? Nun ja, das hat mehrere Gründe: einerseits herrscht generell wohl ein Platzproblem, denn das 10C Pro ist auch schon so mit seinen Abmessungen von 10,5x6x3,1 cm kein Winzling. Andererseits spielt mit Sicherheit auch die Akku-Laufzeit eine wichtige Rolle, denn 4K-Aufzeichnungen saugen den Akku schneller leer, als einem lieb ist und die Datenmengen wären enorm.

Unterschiede zum Vorgänger

Sena 10C Pro Sena 10C
135 Degree FOV 125 Degree FOV
3.7 MP Kamera (16:9) 3.5 MP Kamera (3:2)
Auflösungen: Auflösungen:
1440p/30 fps 1080p/30 fps
1080p/60 fps 720p/60 fps
1080p/30 fps 720p/30 fps
WiFi: ja WiFi: nein
Tagging: ja, 4,5 min vor und 4,5 min nach Betätigung (in drei Files á 3 Minuten) Tagging: ja, ca. 60 s vor und 120 s nach Betätigung
 

Smart Audio Mix
Zusätzlich mit an Bord ist Senas „Smart Audio Mix“. Damit könnt ihr die Audiospur vom Intercom und die vom Handy abgespielte Musik in Echtzeit mit euren gesprochenen Kommentaren und den externen Fahrgeräuschen direkt im Video speichern – ohne Kabelsalat, ohne weitere Akkus, ohne Platzproblem am Helm oder Lenker, ohne dem gefürchteten GoPro-Knattern oder argen Windgeräuschen. D.h. mit dem 10C Pro entsteht das fertige Video gleich während der Fahrt und kann prompt danach online gestellt oder mit Freunden geteilt werden.

Ebenfalls dazugekommen ist eine integrierte WiFi-Schnittstelle, mit der sich das 10C Pro mit eurem Smartphone verbinden lässt. So könnt ihr dank der kostenlosen Sena-Kamera-App alle Einstellungen übersichtlich und komfortabel direkt am Handy vornehmen; ihr könnt die Kamera live ausrichten, die Aufnahmen ansehen, die fertigen Files downloaden und habt das 10C Pro Manual online immer mit dabei. Wer kein Smartphone bei der Hand hat, kann – ein Elefantengedächtnis und besondere Fingerfertigkeit vorausgesetzt – auch alle Konfigurationen über ausgefeilte Tastenkombinationen mittels der beiden Knöpfe und des Drehknopfs direkt am Headset vornehmen. Wie anzunehmen, sind aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten, nicht alle Bedienfunktionen leicht zu merken oder intuitiv in der Ausführung.

Bevor wir uns den verschiedenen Kamera-Modi im Detail widmen, möchten wir nochmals drauf hinweisen, dass es sich beim 10C Pro in erster Linie um ein High-End-Motorrad-Kommunikationssystem handelt. Vergleichbar mit dem Sena 10S könnt ihr mit bis zu drei anderen Fahrern über die integrierte Bluetooth-Intercom über weite Strecken in Verbindung bleiben, Anrufe tätigen, und Musik, Radio oder Naviansagen hören. Dabei navigieren euch integrierte Sprachansagen durch das Menü und halten euch stets informiert.

Vier verschiedene Kamera-Modi
1) Normaler Aufnahmemodus: Dazu drückt ihr den Videoknopf für eine Sekunde und schon zeichnet die Kamera auf, soviel der Akku und die Speicherkarte hergeben. Im QHD Modus reichen 64 Gb für 4,5 Stunden, in Full-HD mit 30 Frames für 9,5 Stunden oder – wie in unserem Testvideo auf 1000PS TV – mit 60 Frames für 4,5 Stunden. Gegen den normalen Aufnahmemodus ist prinzipiell nichts einzuwendenden, aber ihr riskiert, dass im entscheidenden Moment die Speicherkarte voll ist oder ihr euch später „blind“ durch stundenlanges Material wühlen müsst.

2) Loop-Aufnahmemodus: Hier werden kontinuierlich Videos mit je 3 Minuten Länge aufgezeichnet. Sobald der Speicher voll ist, wird immer nur die älteste Aufnahme gelöscht, damit die aktuelle gespeichert werden kann. Ein feines Zusatzfeature ist die sogenannte Video-Markierung oder „Tagging“. Drückt ihr während einer Loop-Aufnahme irgendwann nach einem entscheidenden Moment den Kameraknopf für volle drei Sekunden, dann werden insgesamt neun Minuten – also 4,5 Minuten vor und 4,5 Minuten nach der tollen Szene – in einem eigenen Tagging-Ordner abgelegt. Das hat den Vorteil, dass ihr nach eurer Tour die einschneidenden Erlebnisse nicht lange suchen müsst und vor allem, dass sie im Loop-Modus nicht irgendwann automatisch und unerwünscht überschrieben werden.

3) Zeitraffer-Video-Modus: Bei diesem werden Fotos in einem vorgegebenen Intervall von 1 oder 10 Sekunden aufgenommen und vollautomatisch in ein Zeitraffer-Video umgewandelt.

4) Foto-Aufnahme: Ihr könnt jederzeit kurz die Kamerataste betätigen und ein Foto mit 3,7 MP bzw. mit der aktuellen Videoauflösung wird auf der Karte gespeichert.

Technische Daten
Allgemein

  • Sprechzeit: 17 Stunden
  • Aufnahmezeit: 2 Stunden
  • Betriebstemperatur: -10°C – 55°C
  • Abmessungen-Hauptmodul: 105 mm x 60 mm x 31 mm
  • Fahrer Kopfhörer: 36 mm – Stärke 6,5 mm
  • Bügel-Mikrofon: Länge 190 mm
  • Kabellänge zwischen Kopfhörern: 555 mm
  • Gewicht des Hauptmoduls: 90 g

Sprechanlage

  • Bluetooth-Sprechanlage: bis zu 1,6 km in freiem Gelände
  • Unterstützt bis zu 4 Fahrer

Optische Angaben

  • Kamerawinkel: 135 Grad
  • Blende f/2.0

Video

  • 1440p/30 fps
  • 1080p/60 fps
  • 1080p/30 fps
  • Videoaufnahmezeit: 2 Stunden

Akku

  • Ladezeit: 3,5 Stunden
  • Typ: Lithium Polymer

Zertifizierungen

  • CE, FCC, IC

Wifi

  • 802.11 g/n

Bluetooth

  • Bluetooth 4.1
  • Headset-Profil (HSP)
  • Freisprechprofil (HFP)
  • Erweitertes Audio-Ausgabeprofil (A2DP)
  • Profil zur Fernsteuerung von Audio- oder Videogeräten (AVRCP)

Audio

  • Advanced Noise Control™
  • Codec: Bulit-in SBC Codec
  • FM-Radio: Radiofrequenzdaten 76 ~ 108 MHz, 10 Senderspeicherplätze und automatische Suchlauffunktion

Foto

  • 3,7 MP (16:9)
  • Zeitraffermodus: Eine Aufnahme entweder jede Sekunde oder alle 10 Sekunden

Externer Speicher

  • MicroSD-Speicherkarten mit bis zu 64 GB

Lieferumfang

  • SENA 10C inkl. Helmhalterung und umfangreichen Einbausatz
  • Zwei verschiedene Mikrofone für Integral und Klapp-/Jethelme
  • USB Lade- und Datenkabel
  • Ladekabel für Zigarettenanzünder
  • Bedienungsanleitung

Testfazit
Das 10C Pro ist definitiv ein tolles All-In-One Gerät mit überkomplettem Zubehör, universeller Montagemöglichkeit, einfachster Bedienung, einer haptisch wohldurchdachten und wettersicheren Bauweise, einem State-of-the-Art Kommunikationssystem mit kristallklarer Audioqualität, eingebautem Radioempfänger, einer verbesserten QHD-Kamera und vielen intelligenten Features, die euch die Möglichkeit bieten, das Video direkt während des Drehs mit der Intercom-Audiospur und der Musik vom Smartphone zu unterlegen.

Die Akkulaufzeit geht mit einer Aufnahmedauer von bis zu 2 Stunden und einer Gesprächslaufzeit von bis zu 17 Stunden in Ordnung. Darüberhinaus können Langstreckenpiloten das Headset während der Nutzung über das Bordstromnetz oder eine Powerbank betreiben.

Unter den Crash-Piloten besonders beliebt ist das Tagging-Feature, mit welchem sie nach ihrem Highsider kurz vor Eintritt der Bewusstlosigkeit nur noch drei Sekunden den Videoauslöser betätigen müssen. Dann werden nämlich vollautomatisch die spannenden Minuten vor dem Ausritt in die Botanik sowie die kritischen Momente bis zum Eintreffen der Rettungskräfte für YouTube, die Exekutive und alle Ewigkeit festgehalten. Amen.

Wer also in erster Linie ein supertolles Headset und als Bonus eine brauchbare Action-Kamera sucht, die immer dabei ist und zum richtigen Zeitpunkt auch aufzeichnet, der liegt mit Senas 10C Pro goldrichtig. Sparmeister könnten auch gut und gerne zum Vorgänger, der günstigeren 10C (ohne Pro) greifen, denn die Features sind – abgesehen von der minimal verbesserten Videoqualität und ein paar Kleinigkeiten – prinzipiell die gleichen.

Vergleicht man die Videoqualität der Sena-Kamera mit den aktuellen Top-Actioncams, stellt man allerdings schnell fest, dass es ihre Clips in puncto Auflösung, Farbbrillanz und Bildstabilisation nicht mit denen einer GoPro aufnehmen können. Zwar sind die Aufnahmen für YouTube und Facebook allemal geeignet, trotzdem werden professionelle Video-Blogger nicht um eine separate Action-Cam herumkommen. Unser Tipp: entscheidet euch beispielsweise für das Bluetooth-Headset Sena 20S Evo und eine GoPro Hero 7, und ihr habt so ziemlich die beste Kombi, die der Markt derzeit zu bieten hat – allerdings inklusive aller Unannehmlichkeiten, wie dem Aufladen und Konfigurieren mehrerer Geräte, der separaten Aufnahme von Ton, Audiokommentar und Bild sowie einer aufwendigeren Post-Production. Aber wie heißt es so schön: Qualität verpflichtet.

Hier gehts zum 1000PS Bericht